500 bewegte Jahre Schwarzer Adler

1518

Das ist die Jahreszahl im steingemeißelten Wappen über dem einstigen Eintrittsportal zum Gasthaus Schwarzer Adler - Unterwirt, dem ältesten Wirtshaus im Herzen von Seis. Die Jahreszahl 1518 bezieht sich aber nicht auf den Bau des Gebäudes, sondern auf die Errichtung und Führung einer Backstube im bereits bestehenden Wirtshaus. Das Wappen zeigt neben der Jahreszahl eine Brezel und zwei Semmel sowie die Buchstaben P und P für "Peckerpfister", also Bäcker. Sehr oft war es nämlich üblich, dass ein Wirt auch das Bäckergewerbe ausübte. Das Gebäude selbst ist viel älter und geht in seinem Kern, im tiefen zweigeschossigen Keller, auf das 14. Jh. zurück. Die Wirtsgerechtsame, also das Recht eine Wirtschaft zu führen, wurde wohl im 15. Jh. verliehen.

2018

500 Jahre später ist aus dem Wirtshaus ein kleines aber feines Hotel geworden und dieses Jubiläum haben wir mit unseren Gästen gefeiert – denn mit Ihnen ist unser Haus über die Jahrhunderte gewachsen. Sie sind Ansporn für uns, die Tradition dieses Hauses in dieser schnelllebigen Zeit zu erhalten und weiterzuführen. Vielen Dank dafür!

Ihre Familie Mutschlechner
Claudia, Patrizia und Ilsa

 

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Postkarte mit dem noch schindelgedeckten Unterwirt um 1900 (C. Gasser)
Wappen mit der Jahrzahl 1518
Der Schwarze Adler mit der neuen Veranda, um 1930 (C. Gasser)

Aus unserem Gästebuch

Zu unseren Stammgästen zählten unter anderen der Schriftsteller Karl Zuckmayr, der Südtiroler Historiker Prof. Leo Santifaller, der Südtiroler Künstler und Maler Willi Valier, die Maler Filippo de Pisis und Alfredo Beltrame, der deutsche Textilfabrikant Benno Geiger, der Südtiroler Autor, Schauspieler und Regisseur Luis Trenker, der Botschafter am Heiligen Stuhl Rudolf Graf Von Strachwitz, der Politiker Rocco Buttiglione und der Journalist Nello Ajello.

Johann Santner

Der gebürtige Osttiroler und Wahl-Bozner war passionierter Bergsteiger und erwarb sich bleibenden Ruhm duch die Erstbesteigung, der nach ihm benannten Santnerspitze. Sein Bericht über die Erstbesteigung der großen Schlernspitze beginnt mit den Worten: "Am 1. Juli 1880 langte ich, von Bozen kommend, beim "Unteren Wirt" in Seis an, wo sich auf der Altane des Hauses einige Sommerfrischler in Gesellschaft Ortsheimischer zu fröhlichem Geplauder vereint hatten. Meine Ankunft führte das Gespräch alsogleich auf das Berggehen und auf die uns zunächst gelegene, gerade von Seis aus wildgroßartig emporsteigende Schlernspitze, deren Anblick gewiss jedem in Erinnerung bleibt, der auch nur einmal in Seis geweilt hat." Bei den Bewohnern des Schlerngebietes galt der Große Schlernzacken als unbezwingbar. Doch Santner wollte ihnen beweisen, dass ein Aufstieg auf die Bergspitze möglich sei. Gleich am nächsten Tag machte er sich auf und begann in den frühen Morgenstunden den Berg zu besteigen. Und es gelang ihm, bis auf die Spitze des Berges - bzw. des Felsenstückes von kolosaler Dimension, wie er es selbst nannte - zu steigen. Wieder hielt er beim Unterwirt Einkehr. Doch zunächst wollten viele nicht glauben, dass Santner es tatsächlich geschafft hatte. Nachdem aber zwei weitere Bergsteiger auf der von ihm entdeckten Route den Gipfel erklommen hatten, bekam der große Schlern-Zacken den Namen "Santnerspitze" - im Volksmund aber heißt er schlicht "der Santner".

Seis Dorfstraße mit Schlern
Seis Dorfstraße mit Schlern
Ankunft von Gästen beim Unterwirt, Anfang 20 Jhd. (H. Rier)
Die Santnerspitze

Aus dem Kochbuch der Unterwirtin Anna Rauch

Die aus dem kleinen Ort Tagusens bei Kastelruth stammende Anna Rauch hatte ihre Ausbildung 1910 als Küchengehilfin begonnen. Nur wenige Jahre später war sie bereits als selbstständige Köchin in verschiedenen Hotels und Pensionen im In- und Ausland beschäftigt, die für ihre gute Küche berühmt waren. Zeitgleich mit ihrer Ausbildung begann sie an ihrem Kochbuch zu schreiben, eine wahre Fundgrube an tirolischen, altösterreichischen und internationalen Rezepten:

SACHERTORTE

(Originaltext der Basisrezeptur mit Ergänzung, denn offensichtliche Dinge wurden oft nicht angegeben)

 14 dkg Butter werden flaumig abgetrieben, dann kommen nach und nach 6 Eidotter hinzu, 14 dkg Zucker, Zitronengeruch, 14 dkg warm gemachte Schokolade, 10 dkg Brösel werden mit Schnee gemischt. Man gibt die Masse in die Form und bäckt sie im Rohr. Mit Schokoladeglasur bestreichen.

Ergänzung: 45 Minuten bei 180° im Rohr backen. Die erkaltete Torte mit Marillenmarmelade bestreichen, etwas antrocknen lassen, dann Schokoladeglasur überziehen. Man kann die Torte auch teilen und in der Mitte mit Marmelade bestreichen.

Schokoladeglasur
Zutaten: 3 EL Schlagrahm, 10 dkg Staubzucker, 3 Eidotter, zwei Rippen erwärmte Schokolade, 12 dkg Butter, Schlagrahm, Staubzucker und Eidotter über Dampf zu einer festen Creme schlagen. Nach dem Erkalten die weiche Schokolade und Butter dazu rühren. Die erkaltete Torte mit der Glasur überziehen.

"Weiße Backwaren" anlässlich einer Hochzeit im Schwarzen Adler
Unterwirtin Anna Rauch
aus dem Kochbuch

Die Laurinstraße mit dem Hotel Schwarzer Adler in den fünfziger Jahren

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