Geschichte

1518
Das sind 73 Jahre nachdem der berühmte Oswald von Wolkenstein seine Burg Hauenstein unterhalb der steilen Felswände des Schlern verlassen hatte und in Meran verstorben war.
Aufgrund eines Felssturzes war Seis damals nicht viel mehr als eine kleine Ansammlung von Bauernhäusern rund um einen Dorfturm. Neben den Bauerngütern gab es ein ansehnliches Gewerbegebiet am Frötschbach mit Schmieden jeder Art, vom Schellen-, Messer-, Waffen- und Hufschmied bis zum gemeinen Schmied, mehreren Mühlen und Sägen, sogar eine Gerberei und Lodenwalkerei werden erwähnt. Doch für eine eigene Kirche reichte diese Besiedlung noch nicht, die wurde erst gut 100 Jahre später erbaut, als das Haus mit der Jahreszahl 1518 im Wappen.

Auch wenn mit mehreren Umbauten moderner Komfort in die alten Gemäuer eingezogen ist, beeindruckt die ursprüngliche Harmonie von Mauern und Gewölben, spürt man noch die Wärme und Behaglichkeit alter Bauernstuben. Der zweigeschossige Gewölbekeller mit gestampftem Erdboden bewahrt auch heute noch edle Weine und Schnäpse sowie hausgemachte Säfte, Marmeladen und Chutneys für die Gäste des Hauses auf.

Das Hotel Schwarzer Adler in Seis am Schlern in den fünfziger Jahren
Das Hotel Schwarzer Adler in Seis am Schlern in den fünfziger Jahren
Historische Bilder in der holzgetäfelten Stube
Ahnengalerie in der holzgetäfelten Stube
Das Dorfzentrum von Seis am Schlern in den fünfziger Jahren
Das Dorfzentrum von Seis am Schlern in den fünfziger Jahren

WIE ALLES BEGANN...

Besondere Umstände in der Geschichte von Seis sollten dazu führen, dass dem Unterwirt auch in der Dorfentwicklung eine besondere Rolle zukam. Es ist nämlich eines der ersten Gebäude, damals Arlass genannt, das nach der Zerstörung von Seis durch den Bergsturz von 1270 ca. erbaut wurde. Mit großer Wahrscheinlichkeit war hier der turmartige Sitz der ritterlichen Knechte, die in den Diensten der Hauensteiner standen, einer Seitenlinie der Burggrafen von Kastelruth. Zu diesen gehörten ein Michel Seiser und ein Heinrich Seiser (geb. 1299 und 1305) sowie ein Heinrich Truchseß (geb.1305), der zu den Vorbesitzern des Unterwirtshofes zählt. Spätestens im 15. Jh. dürfte einer der Truchseßen, die bereits zahlreiche Güter am Dorfrand besaßen, das massige Gebäude bei Arlass übernommen haben. Erster bekannter Inhaber war die vermögende Familie Weber. Aus dem Jahr 1546 stammt ein Übergabsvertrag, in dem ein gewisser Hans Weber seinem Sohn Wolfgang den Truchseßhof, der zugleich Wirtshaus war, mit Behausung, Hofstatt und zwei Gärten sowie Wirtsgerechtigkeit übergibt.

Dass es in diesem Wirtshaus, sehr zum Ärger der Obrigkeit auch mal etwas ausgelassen zuging, zeigt folgende Episode: "Vielleicht auf Anregung des Pfarrers, der sich um das Seelenheil seiner Schäfchen sorgte, erließ der Kastelruther Richter Sigmund Freidnsprung Anfang des Jahres 1546 eine Wirtshausverordnung, in der er bei einer Geldstrafe von 1 Mark Berner - was ungefähr dem Wert von drei Kühen entsprach - allen Wirten des Gerichtbezirkes Kastelruth verbot, über die neunte Stunde in der Nacht einem Gast Wein auszuschenken. Damit wollte er dem leidigen Zechen, Sitzen und Spielen einen Riegel vorschieben. Doch da der gestrenge Richter seine Dorfgenossen wohl kannte, machte er mit dem Gerichtsdiener Kontrollgänge durch die Dörfer Seis und Kastelruth. Und siehe da! Am Abend des 25. Jänner 1546 fand er im Wirtshaus das Peter Weber in Seis eine lärmende Menge, die an den Tischen becherte und spielte. Der Richter beschloss, ein Exempel zu statuieren und verdonnerte den Wirt nicht nur zu einer Geldstrafe, sondern nahm ihn auch gleich einige Tage in Arrest. Bei seiner Entlassung musste der Wirt dem Gerichtsleuten versprechen, nie mehr nach 9 Uhr abends Wein auszuschenken." 

  

DIE "UNTERWIRTE"

Das Wirtshaus was zugleich Hofstelle mit Stadel und Stall und hatte einen ausgedehnten Besitz an Gütern, Äckern, Wiesen, Wäldern und eine große Alm mit Schwaige. Der umfangreiche Besitz wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte durch Erbverhandlungen, Zu-und Verkauf. Um 1550 gehörten zum Beispiel auch der Heissbäckhof, der Kreuzschuster (Hotel Seiserhof) und der Visianhof (heute Hotel Enzian) dem Unterwirt, der somit zeitweise einer der größten Besitzer von Seis war. Auch der Oberwirt (ab 17. Jh., heute Pizzeria Poststube) wurde von einem der Vorbesitzer des Schwarzen Adler erbaut und mehrfach von diesem geführt.

Ehemaliger Hauseingang mit Wappen im Portal
Ilsa und Josef Mutschlechner (2009)
Der ehemalige Stadel des Unterwirts (links), um 1900 (C. Gasser)

Die Wirtsfamilie Gasser Ende 1920 vor dem Gasthof Schwarzer Adler (C. Gasser) 

Die Bezeichnung "Adler-Wirt" tauchte erstmals 1841 in einem Dokument auf, in dem das Erbe an die 26-Jährige Katherina Mulser aufgelistet ist. Im Jahr darauf trat die Jungwirtin mit Anton Gasser vor den Traualtar. Nun ist das Gasthaus zum Schwarzen Adler vulgo Unterwirt fast 150 Jahre lang in den Händen der Familie Gasser. In dieser Zeit begann auch der Tourismus in Seis, als reiche Bozner Bürger dort ihre Sommerfrische verbrachten. Doch den Auftakt zu einem wahren Fremdenverkehrsboom bildete die Eröffnung der ersten Fahrstraße nach Kastelruth und Seis im Jahr 1887. In dieser Zeit konnten sich natürlich nur Adelige und wohlhabende Bürger einen Aufenthalt in der Sommerfrische leisten. Gut betuchte Gäste des russischen Hochadels, des italienischen Adels und hochrangiger Diplomatenkreise stiegen im historischen Gasthaus ab.

Als in Italien Mussolini an die Macht kam, wurde der Schwarze Adler - Unterwirt in "Aquila Nera" bzw. "Trattoria di Sotto" umbenannt. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren für den Schwarzen Adler Jahre des Aufschwungs, denn die atembereaubende Bergwelt und die gute Küche der Anna Rauch, die 1919 den jungen Wirt Josef Gasser heiratete, lockten zahlreiche Gäste an, darunter der Pianist Ignaz Friedman, der Historiker leo Santifaller, der Schriftsteller Carl Zuckmayr, der Schauspieler und Regisseur Luis Trenker und der Künstler Willy Vailer.

Nach dem zweiten Weltkrieg veränderte sich der Fremdenverkehr völlig: Das sogenannte Wirtschaftswunder und das Aufkommen der Wintersaison bescherte dem Unterwirt nun das ganze Jahr über eine gute Auslastung, die es ermöglichte, den Gastbetrieb zu erweitern und zu modernisieren. 1966 wurde der alte Stadel abgerissen und das Gebäude um einen Stock erhöht. Jedes Zimmer bekam ein eigenes Bad und einige Jahre später ließ Josef Gasser ein Schwimmbad errichten, eines der ersten überhaupt in Seis!

Im Jahr 1987 übernahm die Familie Mutschlechner den Besitz. Josef Mutschlechner (1940-2012) stammte aus Stegen bei Bruneck im Pustertal. Ilse Scherlin dagegen ist in Seis geboren - ihre Eltern waren die Wirtsleute von Bad Ratzes und ihr Großvater war der Kunstmaler Eduard Burgauner, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Kastelruth mit seinen Bildern zu verschönern. 2001 übergaben Ilse und Josef Mutschlechner ihrer Tochter Patrizia die Leitung des Hauses, die es nun mit Hilfe ihrer Schwester Claudia in der zweiten Generation führt. 1996, 2011 und zuletzt 2020 wurde der Schwarze Adler zum modernen Hotel umgebaut wie es sich heute präsentiert. Ein bedeutender Schritt für das älteste Wirtshaus von Seis und einem der ältesten Gebäude des Dorfes. Nach wie vor geblieben ist der steinerne Torbogen mit dem Wappen und der Jahreszahl 1518.

Der Unterwirt und Seis

Da in Seis durch den Bergsturz auch die ältere Vorgängerkirche zerstört worden war, war der Bereich beim Unterwirt entscheidend für die Ausbildung des Dorfzentrums. Mit der Errichtung der Maria Hilf Kirche 1648 bekam Seis seinen geistlichen Mittelpunkt, der aus gutem Grund bei Pfanzelt (heute Folta Pub) und dem Unterwirt lag. Der Pfanzeltbauer schenkte nämlich das Grundstück für den Bau und der Unterwirt stiftete 100 Gulden als Kapital für die Kirche. Beide haben auch beim Kirchenbau mitgeholfen.

Mit der Kirche, dem Unterwirt, dem Pfanzelthof, dem Visianhof (gehörte dem Unterwirt) und dem Prayhof (heute Metzgerei Stefan, gehörte bis 1662 dem Pfanzelt) erhielt Seis den ersten größeren Dorfkern, mit Dorfbrunnen. Erst mehr als drei Jahrhunderte später entstand 1934, im Zuge der Errichtung des neuen Schulgebäudes (heute Naturparkhaus), der Untere Platz und das alte Dorfzentrum verlagerte sich allmählich dorthin.

Während ab dem letzten Viertel des 19. Jh.s sukzessive neuer Hotelbauten im näheren und weiteren Umfeld von Seis entstanden, konzentrierten sich neue Infrastrukturen weiterhin im alten Dorfkern und dabei besonders beim Schwarzen Adler. 1926 wurde beim Unterwirt die erste Filiale der (späteren) Raiffeisenkasse in Seis eröffnet. Auf dem Vorplatz gegenüber vom Gasthaus (heute Geschäft ABC) ließen sich der erste Fotograf (ursprünglich beim Unterwirt), Friseur, der erste Zahnarzt und das Tourismusbüro nieder; und bereits 1896 wurde beim Hotel Seiserhof das erste Sommerpostamt in Seis eröffnet.

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